February 25 to April 7, 2012

Frank Maier: Subkutan

 

von Barbara Buchmaier


Die Elemente im Bildterrain müssen schon genau sitzen, damit was klappt, berührt, kitzelt oder zumindest
touchiert ...


... sie sind nicht beliebig platziert, sondern stehen in unmittelbarer Abhängigkeit zueinander, das kann man gar nicht übersehen. Coloriert in so klischeebehafteten Farben wie Rosa, Magenta oder Zitronengelb werden hier Linien, Ecken und Kanten zueinander in Kontakt gesetzt, schichten sich geometrische Formen an- und übereinander. Sie senden sich und uns Signale zu, während sie vor elegant-dezenten, monochromen Fonds zwischen Oberfläche und Tiefenraum vermitteln. Es sind „visuelle Spiele“, zu denen Frank Maier lädt ...


... Anspielungen auf Situationen der realen Welt waren der Abstraktion immer suspekt. Anekdotische wie erzählerische Momente widersprachen der ideellen Sinnebene. Hier jedoch verhält es sich anders: Jedes der an sich nicht-gegenständlichen Bilder steht als Verweis für einen Abschnitt aus dem breiten Fluss des Lebens, dieses irren und unendlichen Nebeneinanders von Handlungen, Schicksalen, Begegnungen, Visionen und Ideen. Immer
wieder neu. Jedes Bild für sich, zu seinen eigenen Bedingungen ...


... gestochen scharf, als ob mit einem Skalpell zurechtgeschnitten, und fokussiert im Motiv, dabei starr und stumm und angespannt. Wie eingefroren und unter Schlaglicht führt uns der Künstler aus seiner Wahrnehmung des Lebens ausgestochene Einzel-Episoden vor Augen. Ohne Umschweife werden die Bildelemente darin zu Charakteren, sind sie gleich schon Requisiten, formiert zu einer „Szenerie“. Sie repräsentieren, performen eine soziale Begebenheit, die dann jedoch plötzlich, wie mit einer Stopptaste, zum Stillstand gebracht wurde. Nur der Rand der „Spielfelder“, dieser vertikalen, von vorne anzusehenden Bild-Bühnen in Kastenform mit Leisten drum, bleibt zumeist verschwommen, denn er vermittelt als Schnittstelle zwischen den Zonen, zwischen dem Innen und dem Außen. Er markiert den Übergang vom Fragment zum Ganzen. Morgen oder nächste Woche ist ein anderer Ausschnitt dran, es geht von vorne los – immer angetrieben vom Wunsch, sich dem „Leben“ anzunähern, aus der Distanz und voller Empathie zugleich. Emotionen sind hier nicht verboten, auch wenn’s kitschig zu werden droht.


Die Abstraktion zielt hier nicht auf die bloße Oberfl äche ab, nicht auf das stimmige Muster, sie ist vielmehr einer körperlichen, einer erlebten narrativen Ebene geschuldet
, sagt Frank Maier, dem so gar nicht an einer Fortschreibung des Essentialismus der Moderne gelegen ist. Und das vermittelt er auch über die anekdotischen Titel, die er seinen Arbeiten mitgibt ...


... und geklappt hat es dann, wenn die nur optisch angelegte konstruierte Situation auf den Betrachter überspringt, wenn man beginnt, das „visuelle Spiel“ aufzunehmen, in die starre Bild-Erzählung einzudringen, und sich einzelne Elemente vor dem geistigen Auge in Bewegung setzen – und damit auch etwas für einen selbst in Dynamik, in (e)motion gerät ...


Die Pfade wurden kartiert: Man folgt ihnen ganz automatisch und versucht zu erörtern, auf welcher Spur man am schnellsten ans Ziel gelangt. Immer neue Zonen und Arenen sind markiert. Wo ist man richtig? Und dann, oh je, führt ein Weg auch mal ins Nichts oder man muss gar umkehren; nebenan wird ein rosa Kästchen isoliert, bleibt außen vor, ohne Kontakt zur Gemeinschaft ... Eine Parallele zum echten Leben wird hier nicht nur heraufbeschworen,
sondern gleichermaßen körperlich akut.