Stefan Rinck befragt die Nachbarschaft: Will Gott noch was mit uns zu tun haben?
Richard Neal on Stefan Rincks work
Most often, the figures just stand there, freshly and directly
hewn from the block. Four-square, shoulders and head just slightly
slumped, sometimes as if they have just been poked back, and are slow to
reassert themselves. They wait, immobile. They want something, and
still live in their desire, or have occasionally just been thwarted, and
now can do nothing but reel, frustrated. Once in a blue moon, the
guitar picked up, satisfaction briefly reigns.
The motives are usually base: money, lust for flesh first and
then power, with the odd starry eyed lovesick giant. Sometimes they know
what they want, and scheme. Others may be less self-aware, but what
they feel is nonetheless apparent, so much so that their own horizons
are clearly circumscribed within the bounds of our gaze, giving the
viewer at least the position of a parental overlord, if not a divine
power. This relation is reinforced through the sheer, brutal cuteness,
the childlike expectant mouths and gazes, the innocence that is clearly
withering in front of our eyes.
The dividing line is not always clear but in general the
sculpture consists of the tempted, and the temptation itself is more
often to be seen in the paintings. Girls are posed closely, frontally,
mute, aloof. They may look at you, and you at them, but no more. And
they float, fixed in your view but not in their surroundings.
The technique of both painting and sculpture has a shared
quality. It does just enough. It is rough and coarse, but not for the
sake of it, more for a negative logic that more is not required. It does
declare and flaunt this coarseness but delicately so. Baseness equates
with basics, establishing a unity of motif and manner. The titles and
backstories also necessarily operate on the same level, and tend to the
comical. The only element in the whole art relationship given the
possibility of a (deluded) grandeur is us, the viewer.
Back to the figures, their very boxed-in comic posture leaves
them isolated. The seductive wonder which is either right in, or about
to enter, the process of disillusionment, radiates a vulnerability
whereby we become sensitive to our place and what is around and, indeed,
above us.
Richard Neal über die Arbeit von Stefan Rinck
Meist stehen die
Figuren einfach da, frisch und direkt vom Stein gehauen. Sie sind
blockartig, Kopf und Schultern sind nur leicht zurückgesetzt, und
manchmal scheint es, als wären sie gerade eben angestubst worden und
würden nur ganz langsam in ihre Haltung zurückfinden. Sie warten
unbeweglich, doch sie wollen etwas und leben noch in diesem Begehren.
Gelegentlich scheint dies soeben vereitelt worden zu sein und der Figur
bleibt nichts, als frustiert in ihrer Rolle zu erstarren. Nur ganz
selten, wenn der zweite Vollmond scheint, und die Gitarre hervorgenommen
wird, stellt sich für einen kurzen Moment Erfüllung ein.
Die
Motive sind üblicherweise basal. Da sind zuallererst Geld und
Fleischeslust, dann Kraft, und dann wie aus dem Nichts ein
sternenäugiger, liebeskranker Riese. Manche dieser Figuren weiß, was sie
will und knobelt an einem Plan. Andere sind sich ihrer selbst
vielleicht weniger bewusst und doch offenbaren sich die Gefühle dieser
Figuren so, dass ihr eigener Horizont klar umrissen ist und zwar durch
die Grenzen unseres Blicks. So ist es zuletzt die Position eines
väterlichen Lehensherren, die uns diese Arbeiten als Betrachter
übertragen, wenn nicht die einer göttlichen Macht. Diese Beziehung wird
noch verstärkt durch die reine, brutale Niedlichkeit dieser Figuren,
durch kindlich erwartende Münder und Blicke, und durch ihre Unschuld,
die unübersehbar vor unseren Augen verwelkt.
Die Trennlinie ist
nicht immer ganz klar, doch im Allgemeinen könnte man sagen, dass in den
Skulpturen das Verlockte anwesend ist, während in der Malerei viel
häufiger die Verlockung selbst im Bild ist. Mädchen posieren in
Nahaufnahme, frontal, stumm und unnahbar. Sie mögen den Blick des
Betrachters erwidern, mehr aber nicht. Und sie schweben, ohne Halt in
ihrer Umgebung, lediglich in unserem Blick fixiert.
Die Technik
von Bildern und Skulpturen hat eine Gemeinsamkeit: Sie tut eben genug.
Sie ist roh und ungehobelt und ist dies nicht um ihrer selbst willen,
sondern zu Gunsten einer negativen Logik, dass mehr nicht benötigt
wird.
Diese Technik verkündet Grobheit, sie stellt sie zur Schau und tut dies
auf eine delikate Art und Weise. Das Basale und die unerzogenen
Arbeitsweise gleichen sich und bilden eine Einheit aus Motiv und
Machart. Natürlich operieren auch Titel und hintergründige Stories auf
dieser Ebene und tendieren zur Komik. Das Einzige, was in diesem ganzen
Kunstgeflecht die Chance auf (vorgebliche) Erhabenheit hat, sind wir,
der Betrachter.
Zurück zu den Figuren: Ihre doch sehr
eingekastelte, komische Haltung lässt sie isoliert zurück. Das
verführerische Wunder, das im Begriff ist, desillusioniert zu werden
oder dies bereits ist, strahlt eine Verletzlichkeit aus, die unserer
Empfindsamkeit aufschließt für uns, für das was uns umgibt und, in der
Tat auch für das, was über uns ist.