January 17 to February 22, 2014

United Colors: Salome Ghazanfari and Felix Oehmann

 

Cruise & Callas startet mit einer Doppelausstellung in das neue Jahr: Salome Ghazanfari, Jahrgang 1982, zeigt Wandarbeiten, Felix Oehmann, Jahrgang 1985, Skulpturen. Wir stellten beiden Künstlern einige Fragen.

 

 

Wo findest du das Material für deine Arbeit?


Salome: Ich finde mein Material vorwiegend draußen, auf der Straße. Deswegen interessiert mich die Ästhetik von Billboards und Plakaten. Sie sind die hierarchielose und vereinfachte Form von Schrift- und Bildsprache. Meine shots sind poppig, flach und bewegen sich formal an der Oberfläche – sie benutzen eine allgemein verständliche Form und sind ein Konzentrat des Komplexen. Ich setze mich bewusst realen Erfahrungen aus denn nur direkter Kontakt und die Risikobereitschaft zu echter Nähe produzieren das Maß an Authentizität, an dem ich interessiert bin. Meine Arbeiten sind keine Fotos im klassischen Sinn, sondern Beweise von Realitäten die in Echtzeit stattgefunden haben. Formal führe ich dieses Erlebnis durch eine plastische Umsetzung an der Wand wieder zurück in den Raum.

                   
   

Felix: Ich bevorzuge Materialien, die fragil und weich sind, und möchte dann in der Konstruktion eine höchstmögliche Transparenz erreichen. Indem ich den Zusammenbruch des Aufgerichteten riskiere, zelebriere ich Verlust und Verschwinden. An diesem Punkt entsteht für mich formal und narrativ eine Art Dauerschleife, die einem Refrain nahe kommt und der Skulptur Autonomie verleiht. Ich halte einen gelungenen Refrain für eine hohe Form der Mitteilung. Er hat die Möglichkeit, wie eine große Umarmung zu wirken und Distanz abzuschaffen. In ihm liegen die Sehnsucht und ihre Überwindung dicht beieinander. Darin liegt eine zeitlose Kraft.

 

 

 

 

 

 

Was ist für dich besonders wichtig. wenn du eine Arbeit machst?


Salome: Es ist mir wichtig, dass meine Arbeit zu einer Institution in der Gesellschaft wird, die Zugehörigkeit schafft. Bei der Aufstellung einer Feuertonne im Görlitzer Park z.B. versuche ich primär Energie freizusetzen – die Tonne wird zur Sozialtonne, zum Sockel für echte Outsider. Ich gebe Objekten und Personen eine Sprache, ein Bild, das aus meiner Sicht ihre Essenz wiedergibt. Meine Arbeit soll Bewusstsein und Erkenntnis schaffen, zu einer Love-Machine werden. In diesem Sinne nehme ich auch die Hinterlassenschaft von Michael Jackson ernst, wenn er sagt: „Heal the world, make it a better place“.

 

 

             

Felix: Mich interessiert hohe Gegensätzlichkeit. Ich erzeuge künstliche Distanzen, um am Ort der Skulptur die Frage nach Überwindung von Distanz zu stellen. Die Skulptur ist Ort der Kollision: zwischen hier und dort, Welt und Individuum, Geschichte und Gegenwart. Sie ist Ort der Übertragung von Energie zwischen dem Einzelnen und dem Anderen und muss, um diese Chance überhaupt bieten zu können, selbst höchstmöglich energiegeladen sein. Deswegen sind mir Schnelligkeit, Direktheit und Improvisiertheit wichtig. Deutliche Zeichen, wie Herzen, Lippen, Zahlen oder Smileys fungieren für mich als Krücke zur Abschaffung von Distanz. Sie existieren kontextunabhängig, sind generell verständlich und ermöglichen eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen mir, Skulptur und Betrachter.

 

 

Ihr arbeitet seit Jahren autark Seite an Seite. Was verbindet euch unter dem Titel „United Colors“?


Salome: Mit Felix teile ich den gleichen Geist, die gleiche Sehnsucht, eine ähnliche Philosophie. Wir sind uns für nix zu schade und stürzen uns ohne Airbag und ohne angezogene Handbremse mit rasender Geschwindigkeit voll in die Welt hinein. Und das was Reibung hat, bleibt am Ende hängen. United Colors bedeutet für mich Freiheit, Zugehörigkeit und Verständigung. Wenn alles verschmilzt, dann verschwindet alles, was reizvoll ist. Insofern: Promote Diversity!              

Felix: United Colors klingt positiv großzügig und optimistisch in die Zukunft gewandt. Ich denke Salome und mich verbindet die Suche nach Extremen und die Hingabe zum Besonderen. Wir führen ein jahrelang andauerndes Gespräch. Wir teilen eine ähnliche (Risiko-)Bereitschaft uns den Dingen auszuliefern und wollen Sie in dieser Intensität auch zurückgeben. Diese "ongoing collection" wird in unserer Arbeit zur Form.